Risiken und Ärger mit ETFs

ETFs (Exchange Traded Funds) sind das Produkt einer Epoche. Kaum ein anderes Investmentvehikel erfreut sich so großer Beliebtheit. Sie sind eine weitgehend kostengünstige und transparente Anlagemöglichkeit. Dennoch poppen unzählige Fragen und Risiken auf, die Anleger verunsichern.

Zehn wichtige Punkte.

1. Angebotsüberflutung: Es gibt Tausende ETFs mit ähnlichen Namen, Strategien und Indizes. Einsteiger können leicht ungeeignete oder unnötig teure Produkte wählen. Gerade bei beratungsarmen Online-Anbietern kommt man hier nicht weiter.

2. Marktrisiko: ETFs bilden einen Index oder ein Marktsegment nach. Wenn der zugrunde liegende Markt fällt, verliert auch der Fonds an Wert. So einfach, so klar?

3. Verantwortungslücke: Der ETF-Anleger gibt sein Aktienstimmrecht weitgehend auf. Die Stimmrechtsberater der ETF-Emittenten übernehmen diese Aufgabe und damit die Macht. Eine Situation entsteht, in der die eigene Ethik nicht unbedingt gewürdigt wird.

4. Dividendenfrage: Viele Fonds reinvestieren die erhaltenen Dividenden. Das muss nicht jedem gefallen, da Ertrag nur durch Verkauf des Produkts entsteht.

5. Konzentrationsrisiko: Viele Indizes sind nicht gleichgewichtet. Große Unternehmen dominieren oft. Ein MSCI World ETF enthält viele US-Tech-Aktien wie Apple, Nvidia oder Microsoft. Der kürzliche, zeitweise Rückgang dieser Großunternehmen führte zu viel Verunsicherung im Markt.

6. Währungsrisiko: Wenn ein ETF in Fremdwährungen investiert, kann sich ein starker Wechselkurs negativ auswirken. Ein in Euro notiertes Produkt mit US-Aktien leidet, wenn der US-Dollar fällt, auch bei positiven Aktienkursen.

7. Liquiditätsrisiko: Bei exotischeren ETFs (zB mit Nischenmärkten) oder synthetischen Produkten (hier: Vertragspartnerrisiko) kann es sein, dass sie sich in Krisenzeiten nur schwer handeln lassen. Das kann teuer werden oder Probleme beim Verkauf machen.

8. Gebühren: Der ETF bildet den Index nicht immer 1:1 ab, zB durch Gebühren oder Steuern. Die tatsächliche Performance kann leicht schlechter sein als der Index. Die negativen Effekte von Gebühren werden regelmäßig erst nach Jahren im ETF-Ansparplan sichtbar. Teilweise werden 2,5% nicht investiert, was langfristig zu ärgerlichen Kosten führt. Auch ein ETF ist (noch) nicht kostenlos!

9. Steuerliche Komplexität: In manchen Ländern gelten spezielle Regeln für thesaurierende und ausschüttende ETFs (zB Vorabpauschale in Deutschland; gibt es aber nicht in Österreich). Der Anleger muss sich mit dem eigenen Steuerregime vertraut machen und manchmal einen Steuerberater hinzuziehen. Diese Situation ist in Österreich in letzter Zeit öfter eingetreten. Kosten, die bei nationalen Produkten kaum entstehen.

10. Verhaltensrisiko/Fehlnutzung: Anleger kaufen ETFs oft aufgrund ihrer Einfachheit, sind aber emotional nicht auf Marktschwankungen vorbereitet. Panikverkäufe in Krisenzeiten oder schlechtes Timing schmälern den Erfolg.

Fazit: Basis der allermeisten ETFs sind börsennotierte Aktien. Wie auch dort, kann eine genaue Analyse des Investmentprodukts vor dem Kauf viel Ärger ersparen. Die Investition in eine gute Beratung kann ebenfalls nicht schädlich sein.

Im Börsen-Kurier Nr. 25 am 19. Juni 2025 veröffentlicht von:

Florian Beckermann

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