IVA-News Nr. 37 / September 2020

Verflechtung IMMOFINANZ – SIMMO

Durch die gegenseitige Beteiligung und Einstieg von R. Pecik mit Co-Investoren hat er de facto die Kontrolle über beide Gesellschaften übernommen. Seine Position hat er durch die Bestellung zum CEO der IMMOFINANZ verstärkt, der in Österreich verbreitete “vorauseilende Gehorsam” erleichtert es Herrn Pecik, die Kontrolle für seine Interessen zu nützen.
Offiziell gibt es von beiden Gesellschaften keine Erklärungen, dass die bestehende Verflechtung intensiviert werden soll und ein Übernahmeangebot bzw. eine Fusion geplant ist. Immer wieder werden von Marktteilnehmern dazu Vermutungen geäußert, die zwar plausibel sind, aber von beiden Unternehmen weder kommentiert noch bestätigt werden. Faktum ist, dass die IMMOFINANZ auf Basis einer sehr komfortablen Liquiditätssituation in der Lage wäre, ein Übernahmeangebot zur Erreichung einer Mehrheit bei der SIMMO zu legen.
Auf den kommenden Hauptversammlungen können die Aktionäre diesbezügliche Fragen stellen, um die weitere Zukunft der beiden Gesellschaften besser einschätzen zu können. Immerhin sind über 500 Millionen EUR durch den gegenseitigen Aktienbesitz gebunden.
Eine gegenseitige Verflechtung wird von Kapitalmarktexperten kritisiert, da eine zeitgemäßen Corporate Governance schwer umsetzbar ist und Kursänderungen nach oben und nach unten verstärkt werden.

Bedenken bei Verschmelzungen von Immobiliengesellschaften

Bei einer Fusion von Industriegesellschaften ergibt sich ein Mehrwert u.a. durch Kostensynergien, Erschließung neuer Märkte und Kundenschichten, Erweiterung des Know-How’s und Dämpfung des Wettbewerbs. Dem Mehrwert sind die bisweilen sehr hohen Einmalkosten für Investmentbanken, Rechtsberatung und Trennung von Führungskräften gegenüberzustellen.
IMMOFINANZ ist klar fokussiert auf Büroimmobilien und Fachmarktzentren, SIMMO ist sehr divers aufgestellt mit Hotels, Wohnimmobilien in B-Städten vor allem in Deutschland, Grundstücksreserven, einem großen Einkaufszentrum in Bukarest, aber auch Büroimmobilien. Die Unternehmenskultur ist sehr unterschiedlich. Wesentliche Synergien und Kosteneinsparungen sind schwer vorstellbar.
Eine große Schwierigkeit und mit hohem Aufwand verbunden ist die Bewertung bei einer Fusion, um zu einem von der Mehrheit der Aktionäre beider Gesellschaften akzeptierten Austauschverhältnis zu kommen. Langjährige, kostenintensive Auseinandersetzungen sind wahrscheinlich. In Deutschland und Österreich kann die Grunderwerbssteuerproblematik zu einer spürbaren zusätzlichen Belastung führen.
Fusionen erhalten im Markt zwar viel Aufmerksamkeit. Bei Immobiliengesellschaften muss ein dauerhafter Mehrwert, dem die hohen Einmalkosten gegenübergestellt werden, erst bewiesen werden.