IVA-News 03 / März 2024

“Gefangenenaustausch”: Deripaska überträgt Strabag-Anteile an (russische) Iliadis 

Um den 24,1 Prozent-Anteil des sanktionierten russischen Oligarchen Oleg Deripaska an der heimischen Strabag SE sollen offenbar Tatsachen geschaffen werden. In einer Ad-hoc Beteiligungsmeldung verkündete der Baukonzern die Übertragung an die russische Gesellschaft Iliadis JSC. Wie bereits vor einigen Wochen gemeldet, soll dieser Vorgang Teil der geplanten Transaktionsstruktur mit der russischen RBI-Tochter AO Raiffeisenbank sein. Letztlich sollen diese Strabag-Anteile mittels – so wird kolportiert – erlaubter Sachdividende direkt an die RBI in Wien weitergereicht werden.

IVA: Die Übertragung an Iliadis ist ein erster Schritt in einem komplexen „Gefangenenaustausch“. Die bisher blockierten Anteile kann Deripaska gewinnbringend veräußern, gleichzeitig sollen über den Umweg Iliadis und durch eine spätere Sachdividende erhebliche Mittel an die RBI nach Wien fließen. Viele Aktionäre sehen diese Win-win-Transaktion dennoch kritisch: Weitgehende Intransparenz, insbesondere bei den involvierten Personen, und die Transaktion im Hinblick auf die europäischen Sanktionen wird hinterfragt. Für Gesprächsstoff auf der anstehenden RBI-Hauptversammlung am 4. April 2024 ist jedenfalls gesorgt.  

Zuletzt gab es außerdem eine Reihe von Beteiligungsmeldungen der Strabag, die auf die Kapitalerhöhung im letzten Jahr zurückzuführen ist. Für alle Kernaktionäre änderte sich deren prozentuelle Beteiligung. Ziel war es hierbei, den (indirekten) Anteil von Deripaska unter 25 % sinken zu lassen.

Ottakringer Delisting endet versöhnlich – treffliches Abschiedsgeschenk

Im buchstäblich letzten Augenblick haben die Hauptgesellschafter der Ottakringer Getränke AG nach intensiven Verhandlungen mit Rupert-Heinrich Staller von der Aktionärin Staller Investments GmbH unter Einbeziehung des IVA eine deutliche Verbesserung für alle Kleinaktionäre vorgelegt. Diese Aufbesserung beinhaltet folgende Maßnahmen:

  1. Vorzugsaktionäre erhalten 80,77 EUR statt 70 EUR. Eine Verbesserung um 14,2% und zur Mitte der gutachterlichen Bandbreite (des von der Übernahmekommission bestellten unabhängigen Gutachtens) errechnet sich ein Aufschlag von 37,1%.
  2. Stammaktionäre erhalten 90 EUR anstatt wie bisher 85 EUR. Eine Verbesserung um 5,8 % und ein Aufschlag zur Mitte der gutachterlichen Bandbreite von 25,8%.
  3. Jeder Aktionär, der das Delisting-Angebot im Herbst 2023 angenommen hat, erhält eine automatische Nachzahlung: 10,77 EUR je Vorzugsaktie und 5,00 EUR je Stammaktie.
  4. Alle noch bestehenden Aktionäre erhalten ein unkompliziertes Kaufangebot mit Annahmemöglichkeit bis zum 4. April 2024. Angemessene Bankspesen werden übernommen. Die Depotbank informiert über die Einzelheiten.
  5. Die Ottakringer Getränke AG hat sich zur Erinnerung an ihre legendäre Hauptversammlungskultur ein besonderes Abschiedsgeschenk einfallen lassen: Die Brauerei verschenkt an ihre Aktionäre ein Goodie-Paket von vier Kisten Ottakringer Bier oder wahlweise Vöslauer-Produkte.

Einzelheiten unter www.ottakringerkonzern.com.

Hintergrund: Im Rahmen des Delisting der Ottakringer Getränke AG und des darauffolgenden Gesellschafterausschlusses der Aktionäre im Streubesitz wurden eine Reihe von komplexen Rechtsfragen (siehe IVA-Newsletter 1/24) aufgeworfen. Eine langwierige juristische und bewertungstechnische Auseinandersetzung stand im Raum und kann nun vermieden werden.

IVA: Die Parameter der Aufbesserung sind für Kleinaktionäre positiv. Im speziellen Fall Ottakringer muss man konstatieren, dass ein aufwendiges Überprüfungsverfahren nach dem Squeeze-out für Kleinaktionäre unwirtschaftlich wäre und zudem ein erhebliches Kostenrisiko dargestellt hätte.

Update: Bank Austria/UniCredit Squeeze-out

Im Nachgang zum kürzlich vorgestellten Ergänzungsgutachten des Sachverständigen Dr. Christian Imo hat das Gremium dem bereits in der Vergangenheit involvierten Sachverständigen Mag. Marcus Bartl aufgetragen, eine Stellungnahme zu den neu aufgeworfenen Fragen abzugeben.

In eigener Sache

Im Rahmen der ordentlichen Generalversammlung des IVA Interessenverband für Anleger am 26. März 2024 wurde der Vorstand für weitere zwei Jahre wiedergewählt. Er besteht nach wie vor aus Florian Beckermann (Vorsitz), Frau RA Dr. Verena Brauner (Stellvertreterin) und Dr. Michael Knap. Ebenso für weitere zwei Jahre wird Mag. Alfredo Rasinger als CFO zur Verfügung stehen.

Ferner wurden StB/WP Mag. Max Hammerschmied zum 1. Rechnungsprüfer und RA Mag. Florian Prischl zum 2. Rechnungsprüfer bestellt. Frau RA Dr. Maria Brandstetter scheidet aus den Vereinsfunktionen nach langejähriger Tätigkeit aus. Sie wird den IVA jedoch weiterhin im Rahmen der Kooperation mit BETTERFINANCE als Mitglied des juristischen Arbeitskreises unterstützen. Wir bedanken uns sehr herzlich für ihren Beitrag!

Florian Beckermann

1130 Wien, Feldmühlgasse 22
Tel. +43-1-8763343-0
Fax. +43-1-8763343-49
florian.beckermann@iva.or.at