Hochsaison der Bauernfängerei

Es ist Vorweihnachtszeit. Hektik und Stress machen sich breit. Es ist Hochsaison für Bauernfänger, die diese Periode geschickt ausnutzen. Kaum einer in Österreich erhielt noch nicht vermeintliche Bank-SMS, dubiose Anrufe oder wunderte sich über KI-generierte Promi-Werbeträger. Eine Welle überrollt das Land. Von massiven Betrügereien auf Kosten älterer Menschen liest man immer wieder, die Dunkelziffer bleibt ein Rätsel. Der IVA wird regelmäßig zu den Finanzbetrügereien befragt. Ein kurzes Update:

1. Fake-Influencer: Im Kontext der Anlageberatung werben vermeintliche Influencer massiv auf sozialen Medien mit „Finanzausbildung“ oder speziellen nachahmungswürdigen „Erfolgsstrategien“. Das Opfer wird vielfach in ein komplexes Handelssystem oder Chatgruppen eingeführt und „investiert“ hier in verschiedene Finanzprodukte (häufig Krypto-Assets). Die Einstiege in solche Systeme werden auch mit „Prominenten“ bzw. mit einer KI-generierten Figur mit großer Ähnlichkeit, beworben. Nicht selten sind die Investitionen restlos verloren. Die bisher bekannten Schäden gehen bei österreichischen Opfern Richtung niedriger Millionenbereich, europaweit wird ein Milliardenbetrag vermutet. Eine Abgrenzung zu seriösen Influencern fällt häufig nicht leicht. Es ist grundsätzlich höchste Vorsicht geboten.

2. Bankdaten-/Telefonbetrug, Schema: Ein Anrufer gibt sich als Bankmitarbeiter aus und behauptet es gäbe auffällige Transaktionen. Ziel ist die Installation einer „Sicherheits-App”, die in Wahrheit Schadsoftware ist – oder direkt die Herausgabe von TAN-Codes oder der PIN. Dieser Trick wird im Zusammenhang mit Bank-Kommunikation in verschiedenen Varianten angewendet (klassischer SMS-Betrug, Chats, Emails). Ähnlich der „Microsoft“-/Computer-Support-Betrug: Anrufer gibt sich als „Microsoft”, „Windows Support” oder ein Sicherheitsdienst aus. Man behauptet, der Computer sei infiziert. Ziel: Fernzugriff und Zugang zum PC oder man verlangt Geld für die „Reparatur“.

3. „Krypto-Konto“: Eine aktuelle Masche im Zusammenhang mit Krypto-Währungen. Betrüger geben sich auch hier als technischer (Bank-)Support aus und verlangen eine „Kontoeröffnungsgebühr für das Kryptokonto“ etc.

Lehren: Empfehlungen von Influencern sollte immer eine intensive Recherche voraus gehen. Wird die Identität des Anrufers verdeckt und eine umgehende Überweisung/Transaktion urgiert, ist höchste Vorsicht geboten (Gefahr des ‚Spoofing‘). Von Überweisungen während eines Telefonats sei an dieser Stelle generell abgeraten. Die Hinzuziehung einer Vertrauensperson sei empfohlen. Im Zweifel sollte jedenfalls der Kontakt mit dem Finanzinstitut etc. aufgenommen und die Polizei kontaktiert werden.

Fazit: Die Kosten der Bauernfängerei für die Volkswirtschaft sind schwer bezifferbar. Es stellt sich die Frage, inwieweit ein gesetzlicher Eingriff hier Abhilfe schaffen kann. Die Regulierung von Influencern fällt schwer. Denkbar wäre die Zulässigkeit von Werbung auf sozialen Medien an gewisse Bedingungen zu knüpfen, wie auch die technischen Regelmöglichkeiten gegen betrügerische Anruf-Kampagnen zu prüfen.

Im Börsen-Kurier Nr. 48 am 26. November 2025 veröffentlicht von:

Florian Beckermann

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