Blick auf Hocheggers „Schattenrepublik“

Für Meinung zu einem Buch wird diese Kolumne wirklich selten genutzt. Insofern kommt dem anschließenden Kommentar eine gewisse Sonderstellung zu. Das Werk des ehemaligen Lobbyisten Peter Hochegger „DEs entsteht eine Republik-Beschau der Nullerjahre mit epochaler Gier und Machtmissbrauch, ohne irgendeine kritische Selbstwahrnehmung. Erst mit den Hausdurchsuchungen bei der Immofinanz setzt eine Kettenreaktion ein, die die Cause Buwog und Linz Terminal Tower hervorbringt und Hochegger zu einem Teilgeständnis bewegt. Das Ergebnis einer kalkulierten juristischen Risikoanalyse, die ihm Erleichterung verschafft? Nein, Hochegger hat nichts zu verlieren und ist glaubhaft – so befand auch das Gericht. Selbstverständlich weiß er um seine Stellung in der öffentlichen Wahrnehmung, doch juristisch wird er nicht geschont. Der erneute Haftantritt oder eine Fußfessel ist dieser Tage zu erwarten.ie Schattenrepublik – ein Lobbyist packt aus“ beherrscht nicht nur durch den Podcast „Die Dunkelkammer“, sondern auch sonst die Gespräche der Szene. Wobei sich die Kommentatoren zwischen Schrecken und Faszination kaum entscheiden können, soviel Dreistigkeit und Chuzpe ist man heute wohl eher aus US-Wirtschaftsfilmen gewohnt.

Hochegger läßt seine Karriere Revue passieren. Er geht schonungslos mit sich selbst ins Gericht. Er skizziert sich als bedingungslosen Opportunisten und geschickten Manipulator der öffentlichen Meinung – mit fulminantem Erfolg, oft am Rande der ethischen Vertretbarkeit. Heutzutage völlig unvertretbar. Ohne einen Funken solcher Bedenken, hebelt er den Erfolg des Systems Hochegger für sein wirtschaftliches Fortkommen und zugunsten der vermeintlichen politischen Grandiosität anderer. Wer andere glänzen läßt, war schon immer beliebt. Er will nicht erkennen, dass er eine Rolle in einem korrupten System erfüllt. Er schützt und nützt ein System von Unfähigen, deren Unzulänglichkeiten er zu nutzen weiß. Oft gezahlt von der Telekom Austria – der finanziellen Melkkuh der Schattenrepublik, die er beherrscht. Er kann nicht aussteigen und denkt auch nicht daran: Was soll schon passieren, schließlich irrlichtert er gemeinsam mit den „Mächtigen“?

Es entsteht eine Republik-Beschau der Nullerjahre mit epochaler Gier und Machtmissbrauch, ohne irgendeine kritische Selbstwahrnehmung. Erst mit den Hausdurchsuchungen bei der Immofinanz setzt eine Kettenreaktion ein, die die Causa Buwog und Linz Terminal Tower hervorbringt und Hochegger zu einem Teilgeständnis bewegt. Das Ergebnis einer kalkulierten juristischen Risikoanalyse, die ihm Erleichterung verschafft? Nein, Hochegger hat nichts zu verlieren und ist glaubhaft – so befand auch das Gericht. Selbstverständlich weiß er um seine Stellung in der öffentlichen Wahrnehmung, doch juristisch wird er nicht geschont. Der erneute Haftantritt oder eine Fußfessel ist dieser Tage zu erwarten.

Fazit: Einblicke in den „Staat“ im Staate lieferte einst Hans Pretterebner in der präzisen Aufarbeitung des Falls Lucona. Politische Karrieren endeten. Mit einer anderen Perspektive und verklärter blickt Hochegger auf sein eigenes Wirken, jenseits der Verjährung möglicher Haftung. Ohne die Causa Buwog könnte ein Karl-Heinz Grasser heute wohl fast alles sein, was politisch verschaffbar gewesen wäre. Wer glaubt, dass sich die Welt nach Hocheggers Abtritt verändert hat, irrt. Der Dunst der Hochegger-Systeme liegt weiter über Österreichs politischer Landschaft, auch wenn er selbst nicht mehr die Fäden in der Hand hält. Nicht zuletzt für kommende Generationen sollte daher der ethische Einsatz für die saubere Funktionsweise von Staat und Wirtschaft nicht abreißen.

Im Börsen-Kurier Nr. 41 am 9. Oktober 2025 veröffentlicht von:

Florian Beckermann

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